Gewalt, Angst und Politik


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Nichts wie Du
Von Alex Riva, Marseille


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Hast weisse Plastikstühle umgestossen,                  

sie über Plätze, Strassen geschleift.                   

Verfolgt die kleinen Leute wie die grossen,                

zu fassen unter Röcke, in die Hosen.                 

 

Wie grob fährst Du ins Haar, das schön sie striegeln.

Wer immer über den Weg Dir läuft,

wird sich erneut vor grellen Spiegeln schniegeln

und schniefen und sich fühlen wie nach Prügeln.

 

Mir hast Du kürzlich meine Zigarette

vom Munde weg zur Hälfte geraucht,

mich nicht gefragt, foutiert Dich um ein Bitte,

als ob ich nicht die ganze nötig hätte.

 

Wer will das bisschen Nikotin bejammern,

wer Deinetwegen verärgert sein?

Du wehst das Licht in unsre engen Kammern,

und machst, dass Fliegen sich an Wände klammern.

 

Du wirbelst auf den Staub, die Pflanzenreste

und alles, was da modert und dorrt,

in Glitzerzeugs Du’s wandelst wie zum Feste,

Plakate reisst Du ab mit leichter Geste.

 

Daher, dass uns es um die Ohren zische!

Den Wirren, Weisen, allen dazwischen …

Mische, Mistral, mische, mische, mische,

zerstör und füge neu mit Deiner Frische!

 

[3.3.2010]

 

Autor_in

Alex Riva (*1973, lebt und arbeitet in Marseille) Als Korrespondent arbeitet er gelegentlich für deutschsprachige linke Zeitungen. Nebst Gedichten verfasst er Revolutions- und Kinderlieder.

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